DJK – Eine Erfolgsgeschichte

Interview mit den Zeitzeugen der Gründung des Sportvereins DJK Waldkönigen: Adolf Annen (AA), Jakob Maier (JM) und Alfred Schüller (AS)

Wer kam auf die Idee, hier in Waldkönigen einen Fußballverein zu gründen?
AS: Es hatte bereits in den 1950er Jahren erste Ansätze gegeben, hier Sport zu betreiben. So gab es zum Beispiel die Idee, im Quellgebiet des Pützbaches ein Schwimmbad zu errichten. Es gab viele Pläne und auch ein großes Engagement. Bereits die ersten Arbeiten verursachten hohe Kosten, zum Beispiel 150 Mark für einen Schieber. Letztlich scheiterte das Vorhaben an den Kosten und auch an den hohen Auflagen für ein Schwimmbad. Es gab bald auch Pläne, Fußball zu spielen. Zunächst spielten wir auf dem Kelterstock, etwa dort, wo heute Albert Schäfer wohnt. Wir wollten aber einen richtigen Fußballplatz. Wir luden daher irgendwann in den späten 50er Jahren zu einer Gemeinderatssitzung ein. Aber dort erhielten wir von einem Ratsmitglied die deutliche Aussage: Wenn ihr Fußball spielen wollt, dann geht auf die Wacht, (einen Berg bei Waldkönigen).
JM: Bereits vor 1961 spielten einige Jungen im Jugendbereich Fußball.
AS: Vor der Vereinsgründung spielten wir in der Gemarkung „auf der Struth“, wobei es manchmal ganz schön zur Sache ging.
JM: Als 1961 für einige Spieler unter anderem für Richard Mertes, Siegfried Mayer und mich der Übergang in die Herren-Mannschaft anstand, kam die Idee auf, einen eigenen Verein zu gründen. Der einzige aus dem Gemeinderat, der damals dem Fußball positiv gegenüberstand, war Neisen Bernd, der Vater von Richard. Die Ratsmitglieder waren skeptisch, weil sie nicht erwarteten, dass so etwas Bestand haben könnte. Man sagte uns klipp und klar: Wir unterstützen das nicht; denn das dauert ja sowieso nur ein halbes Jahr.
AS: Die treibende Kraft war der Lehrer, Adolf Annen. Der interessierte sich für Sport, allerdings weniger für Musik. Eigentlich hatte der Gemeinderat aber einen Lehrer in Waldkönigen haben wollen, der sich für die Musik begeisterte, um so einem Musikverein günstige Startmöglichkeiten zu verschaffen.
AA: Ich kam im Jahr 1952 als Lehrer nach Waldkönigen. Es gelang mir recht schnell, mit großem Einsatz, Freude und Verantwortungsbewusstsein das Herz der Kinder zu gewinnen. Um die Kinder in der körperlichen Leistung zu stärken, bereiteten wir uns auf die Kreisjugendspiele vor, die in Daun durchgeführt wurden. Für die Disziplinen: Weitsprung, Laufen und Ballweitwurf fehlte uns aber ein geeigneter Trainingsplatz. Trotz aller Schwierigkeiten waren wir erfolgreich und wurden bei unserer ersten Teilnahme Kreissieger. Mit diesem Erfolg im Rücken ging ich zum Gemeinderat, um diesen für den Fußballsport zu begeistern, der in besonderem Maße gemeinschaftsfördernd ist. Man stellte uns für den Fußballplatz eine Heidefläche in Hanglage außerhalb des Ortes an der Straße zur Verfügung. Zur gleichen Zeit wurde die DJK Waldkönigen gegründet. Hans Schneider übernahm das Training der ersten Mannschaft, ich trainierte die Jugendmannschaft. Trotz großer Schwierigkeiten – zum Beispiel gab es Probleme, am Samstag genügend Autos für den Transport der Spieler aufzutreiben – konnten wir bald einen geregelten Spielbetrieb gewährleisten.

Die Gründungsmitglieder der DJK Waldkönigen
Von links nach rechts, Jakob Maier, Adolf Annen, Alfred Schüller.

Gab es gegen die Gründung des Vereins Widerstand oder waren direkt alle begeistert?
JM: Der erste Sportplatz wurde zum Teil aus Mitteln des Grünen Plans bezahlt, also aus Geldern, die eigentlich für den Wirtschaftswegebau vorgesehen waren. 1500 Mark genehmigte uns der Gemeinderat für unseren Sportplatz. Aber der Platz war eigentlich eine Katastrophe; denn hier waren noch wenige Jahre zuvor Steine für den Hausbau gebrochen worden. Wir fanden noch Leitern in den alten Gräben.
AS: Es war eine steinreiche Gegend. Wir mussten sehr viel Eigeninitiative zeigen. Ich habe vier oder fünf Generationen von Toren gebaut, die wir aus unseren Maibäumen in Dockweiler schneiden ließen.
AA: Josef Neisen vom Bauamt in Daun hat ganz wesentlich dazu beigetragen, dass der Sportplatz gebaut werden konnte.
JM: Ja. Große Hilfe kam durch persönliche Kontakte. Ein Onkel Alfreds, Josef Schüller, war Kompaniechef im schweren Pionierbataillon aus Lahnstein. Im Rahmen einer Übung begradigten die Soldaten unseren Sportplatz. Und Lehrer Annen und die Schulkinder arbeiteten auch eifrig mit. Man sah, dass die Sache ins Laufen kam und daher kamen immer mehr Helfer hinzu. So fuhr Nikolaus Jardin unermüdlich von der Sandkaul Sand zum Sportplatz. Immer wieder musste der sandige Platz abgezogen werden, meist tat ich das abends, dann sah man nicht, wie sehr das staubte. Am 23. Mai 1963 konnte der Sportplatz eingeweiht werden und am gleichen Tag fand auch das erste Sportfest statt. Freizeitgestaltung und Kameradschaft das war für uns das A und O bei der Gründung unseres Vereins. AS: Die Stimmung war eigentlich immer gut, auch nach Niederlagen.
JM: Nach einer 1:0 Niederlage in Kerpen kamen wir zum Bäcker ins Vereinslokal. Dort erhielten wir nicht einen Stiefel Bier, sondern einen Stiefel Milch, damit wir beim nächsten Mal besser spielten. In der Frühzeit gingen Adolf Annen und ich zusammen auf Mitgliederwerbung von Haus zu Haus. Als wir begannen, hatte der Verein 50 Mitglieder, danach waren es mehr als 200.
AA: Wir waren eine ganze Woche lang jeden Abend unterwegs, bei manchen waren wir mehrmals, um sie für den Eintritt in die DJK zu gewinnen.
JM: Wir haben in jeder Hinsicht vollen Einsatz gezeigt.

Warum wurde der Verein „DJK Waldkönigen" genannt?
JM: 1974 wurde der e. V. gegründet. Zunächst hatte man darauf keinen Wert gelegt. Mit dem eingetragenen Verein gab es deutliche rechtliche Vorteile und damit war auch der offizielle Beitritt zur DJK verbunden. Lehrer Annen, Schneider Hans und ich, wir hatten uns ganz bewusst bereits in der Gründungsphase für die christlichen Grundsätze der DJK entschieden. Das heißt, im Namen war von Beginn an DJK enthalten: DJK Schwarz-Weiss Waldkönigen. Die Farben lehnten sich an das Trikot der Nationalmannschaft an, wie bei vielen anderen Fußballvereinen auch.
AS: Es kam hinzu, dass wir von der DJK auch finanzielle Zuschüsse erhielten, was gerade in der Startphase sehr wichtig für uns war.

Gegen wen fanden die ersten Spiele statt?
JM: 1962/63 in der damaligen D-Klasse. Wir spielten unter anderem gegen Brück, Dreis und Weidenbach, gegen Niederstadtfeld, Schalkenmehren und Berenbach, die damals auf dem Platz in Darscheid spielten.

Kamen viele Zuschauer zu den Heimspielen? Fuhren viele zu Auswärtsspielen mit?

JM: Zunächst kaum. Wir waren froh, wenn genügend Autos da waren, um die Spieler zu Auswärtsspielen zu bringen. Das änderte sich, als wir 1966/67 Meister wurden. In der Folgesaison war Waldkönigen bei Fußballspielen wie ausgestorben. Sehr viele interessierten sich jetzt für die Spiele.
AS: Damals änderte sich die Einstellung zum Fußball, auch bei Leuten, die sich dafür vorher nicht interessierten
JM: Als wir zum vorletzten Spiel nach Feusdorf fuhren, da nahm ich in meinem Auto Loren Grete und Nikla mit, die auch für den Fußball begeistert waren.
AS: Und es ging häufig hoch her. Zum Beispiel als Bäcker Heinz bei der Siegerehrung in Kirchweiler den Schlachtruf in ein „Zickzack“ abwandelte. Das ganze Zelt stand Kopf.

In der Bundesliga gibt es eine ständige Rivalität zwischen Dortmund und Schalke. Gibt es so etwas auch für die Kicker aus Waldkönigen?
JM: Ja, mit Neunkirchen. Ich sehe heute noch Dombecks Franz, der am Tag vor dem Spiel ankündigte, es würde eine herbe Niederlage für Waldkönigen geben. Er machte ein langes Gesicht, als wir das Spiel mit 10:1 gewannen.
AS: Die Rivalität gab es sehr lange und in vielen Bereichen zum Beispiel auch unter den Musikvereinen.
JM: Es gab jedoch auch sehr gute Kooperationen im Jugendbereich, zum Beispiel sehr erfolgreich Mitte der 70er Jahre. Die damalige A-Jugend sollte zusammenbleiben, aber das funktionierte nicht, aus irgendwelchen Gründen.

Was waren die größten Siege – und die größten Niederlagen?
JM: Die größte Niederlage war ein 14:0 gegen Wiesbaum. Aber noch schmerzhafter war die Niederlage gegen Rengen am 3. Oktober 1981.
AS: Am Tag zuvor war der Musikverein zum Rotweinfest nach Ingelheim gefahren.
JM: Zur Halbzeit stand es 6:0 für uns und am Ende gewannen die Rengener mit 9:6. Die höchsten Siege gab es für eine C-Jugend gegen Gerolstein 33:1 und im Rückspiel ein 23:1. Der bedeutendste Sieg im Seniorenbereich war das 2:1 in Feusdorf, das uns die Meisterschaft brachte.

Was hättet ihr 1961 gesagt, wenn euch jemand erzählt hätte, dass hier in Waldkönigen einmal ein Rasenplatz mit einem modernen Vereinsheim stehen wird?
JM: Das war lange Zeit nicht absehbar, noch Mitte der 70er Jahre waren die Duschen, für die wir die Durchlauferhitzer besorgt hatten, im Bürgerhaus.
AS: Das konnten wir nicht absehen, insbesondere wegen der geringen Mittel, die wir zur Verfügung hatten. Für das kleine Büdchen, das 1964 erbaut wurde, haben wir Sand, Kalk und Zement aus dem Dorf bekommen.
JM: Für diesen Bau gab es einen 3000 Mark-Zuschuss vom Sportverband. Später kam dann der Holzschuppen dazu, der vor einigen Jahren abbrannte.
AS: Diese Entwicklung hat im Jahr 1961 niemand vorhergesehen. Es ist eine wirkliche Erfolgsgeschichte.

Das Interview führte Dr. Reinhard Scholzen im Juli 2011.

Das Interview wurde veröffentlicht im Heimatjahrbuch Landkreis Vulkaneifel, 2015, S. 26-29.